Nachdem wir uns durch den Sieg in der Relegation gegen Wennigsen in der Bezirksklasse behaupten konnten, startete gestern das Abenteuer mit dem 1. Spieltag der neuen Saison. Präsenzschach! Endlich!
Unser Gegner war die neu gegründete Schachgemeinschaft Berenbostel/ Pattensen 2.
Und wie in Corona-Zeiten zu vermuten war, hatten gestern so einige Mannschaften Probleme, eine gute Aufstellung ans Brett zu bekommen.
So auch unser Gegner, der leider die ersten beiden Bretter frei lassen musste. Kati und Andreas nutzten die freie Zeit für ein paar lockere Partien und Gespräche im Analyseraum.
Wir anderen mussten die Vorgabe von 2-0 nun noch in einen Mannschaftssieg umwandeln und das sollte mit Bravour gelingen.
Hannes hatte mit Evgenij Iavitch (1638) die härteste Nuss, lagen doch knapp 300 DWZ zwischen den beiden. Auch Julien hatte mit Thomas Schulze-Hüper (1370) eine schwere Aufgabe bei seinem Debut in der zweiten Mannschaft.
An den anderen Brettern hatten wir zum Teil erheblich mehr DWZ aufzuweisen, sodass ich guter Dinge war.
Wie üblich passierte in den ersten 1,5 Stunden nicht allzu viel an den Brettern. Mein Gegner Rainer Tensfeldt (1554) schien sich in der von mir gespielten schottischen Eröffnung auszukennen und ich musste sehr genau spielen. In bestimmten Abspielen gibt es jedoch das Motiv, mit dem Sd4 den Springer c6 mit Damenangriff zu schlagen und damit den Läufer auf c5 zu gewinnen. Dafür muss der weiße König aus der Fesselung und ich zog ihn nach h1. Tensfeldt zog zu meiner Überraschung h6 und somit kam der taktische Einschlag auf c6. Anschließend gewann er zwar noch meinen e-Bauern, aber er hatte schon genug und gab auf. 3-0
Nils baute sich ruhig mit fianchettierten Läufern auf und gab das Zentrum preis. Mit dem typischen Angriff mit c5 brach er es auf und gewann einen ersten Bauern. Mit Läufer-Dame-Batterie holte er auch noch den Bauern h2. Dann unterlief ihm zwar ein Fehler, der einen Springer kostete, aber seine Stellung konnte das verkraften – er gewann noch 2 weitere Bauern und stellte Hartmut Wielsch (1205) vor unlösbare Aufgaben. Nach einem weiteren Turmgewinn hatte Wielsch genug gesehen. 4-0 Wahnsinn.
Nun sollten wir wohl noch irgendwo einen halben Punkt einfahren, oder ?
Nils zeigte mir gerade seine Partie, da kam Julien in den Analyseraum und grinste. 5-0
Er hatte gegen Schulze-Hüper lange Druck gegen d7 verspürt, war sich aber sicher, dass der Angriff nicht durchschlagen würde. Nach einem längeren Abtausch lösten sich seine Probleme auf und er blies zum Gegenangriff. Dieser war gleich so stark, dass sein Gegner nach 3 weiteren Zügen aufgab, da er erheblich Material verloren hätte. Ganz stark, Julien!!
Es war gerade mal 12.00 Uhr (die Glocken läuteten…) und der Mannschaftsieg war schon eingefahren. Unglaublich.
Jens einigte sich in ausgeglichener Stellung auf ein Remis gegen den Mannschaftsführer von Berenbostel/Pattensen Frank Andermann (1299).
Er hatte den Spieltag übrigens perfekt vorbereitet – Abstände der Tische, Listen zum eintragen, Impfnachweise usw. – alles coronakonform. Vielen Dank dafür noch mal an Frank.
Nun spielten noch Reinhard und Hannes.
Reinhard zog im Mittelspiel etwas die Zügel an, doch Karl-Heinz Rehbein (1319) starte einen schönen Gegenangriff und konnte vermeintlich einen Bauern gewinnen. Doch Reinhard hatte weiter gerechnet und stellte Rehbein mit einem Damenzug vor fast unlösbare Aufgaben. Rehbein musste eine Figur geben und nachdem die Damen vom Brett waren, war das Endspiel klar gewonnen. Das sah auch Rehbein ein und gab auf. 6,5:0,5
Ich kam aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus.
Den krönenden Abschluss fand jedoch Hannes.
Er lag im Mittelspiel schon auf -5, da er eine Leichtfigur für 2 Bauern gab. Der vorgerückte a-bauer war zwar ein Freibauer, allerdings konnte Iavitch diesen mit seinen verbliebenen 4 Figuren (T, T, S, L) angreifen. Hannes konnte diesen nur 3 mal decken und ich sah schon die Lichter ausgehen. Da der Ausgang des Spiels nicht mehr wirklich relevant war, ging ich raus und quatschte mit den anderen. Nach 10 Minuten guckte ich erneut aufs Brett und staunte nicht schlecht. Die Schlacht um den Bauern war beendet und – Überraschung - es verblieb ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern, in dem Hannes einen Mehrbauern hatte! Iavitch war wohl bei der Abwicklung ein Rechenfehler unterlaufen und er gab die Mehrfigur zurück.
Kämpferherz Hannes musste nun seine Endspielkenntnisse zeigen. Und wie!!
4 gegen 3 Bauern auf dem Königsflügel mit jeweils einem weißen Läufer. Nun ist der König die stärkste Figur und Hannes lief in Richtung gegnerische Seite. Unterstützt von klugen Läuferzügen drang er bis auf sechste Reihe vor. Iavitch griff bei seinen Bauernzügen einmal daneben und plötzlich war die Stellung klar gewonnen. Hannes machte es dann in großmeisterlicher Manier und ließ Iavitch nicht den Hauch einer Chance.
Er verschaffte sich einen Freibauern und zog diesen bis nach e7. Iavitch prüfte ein letztes Mal die Stellung und gab schließlich auf.
Hut ab Hannes – das war großes Kino…
Am Ende steht ein herausragender 7,5:0,5-Sieg, bei dem ich mich vor allem über die beiden Punkte von unseren Debütanten Julien und Hannes freue.
Klasse Jungs..
Als nächstes steht unser erstes Heimspiel am 21.11.2021 gegen das SZ Bemerode an. In der Form von heute mache ich mir da wenig Sorgen.
Holger
